01.01.2004

KLARSTELLUNG zum Bericht in der Ludwigsburger Kreiszeitung vom 31.12.2003, Ausgabe Nr. 301, Seite 12

„Später Start der lokalen Agenda in Ludwigsburg aus heutiger Sicht ein Vorteil“

Die im Artikel geschilderten „Projekte 2003“ beinhalten auch „Aktive Senioren-Hilfe im Pflegeheim“.

Wörtlich: Projekt ist beendet.

Der Herausgeber von http://www.senioren-hilfe.org weist die Leser der Homepage darauf hin, daß die Senioren-Hilfe weiterhin aktiv ist, was unschwer an den eingestellten Beiträgen erkennbar ist. Es handelt sich bei dem genannten Projekt ausschliesslich um die Beteiligung bei der http://www.agenda21.ludwigsburg.de, welche beendet wurde, siehe Archiv.

Überwiegend resultieren die Beiträge durch ehrenamtliche Tätigkeiten im Hans Klenk-Haus, AWO-Pflegezentrum Ludwigsburg.

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Senioren-Hilfe begrüsst das Neue Jahr

FW [AW] am 16. Mai 2007

01.01.2004

„Alle wünschen sich heute an Silvester dasselbe, das könnte jeden Tag so sein!“

Bild: Bäckerei Rechkemmer, Ludwigsburg am 31.12.2003 mit dem schmackhaften Neujahrs-Symbol – die Neujahrsbrezel

30.12.2003

Senioren-Hilfe zum Jahresende 2003, mit guten Wünschen für 2004

„Fast heitere“ Beobachtungen im Pflegeheim

„Na mein Schatz, wie geht es Dir?“ – jedes Mal dieselbe Begrüssung – und Besuch einer Cousine – ich mache fast alles noch selbst –

(Es gehört schon eine Portion Idealismus, Engagement, Können und Wissen dazu, sich um die betagten Menschen im Heim, zu deren und zur eigenen „Zufriedenheit“ zu kümmern! Ich meine die Pflegekräfte.)

Eine alte Dame, eher vom Typ eines etwas herben Charakters, begrüsst mich bei jedem Besuch mit diesem Satz. Mit einer lieblichen, zugeneigten Stimme, ein wenig krächzend. Sie hat immer ein paar Hustenbonbons dabei und will mir eines schenken. Der Grund der Annäherung mit dem netten Satz ist einfach erklärt. Das schwindende Augenlicht „zwingt“ diese Seniorin, Aufmerksamkeit zu bekommen. Der schleppende, schlürfende Gang, fast wie ein Seemann, unterstreicht mit einem festen Händedruck die Eigenschaft dieser Person. Ich empfinde alles als nicht unangenehm, eher manchmal „lästig“. Immer das gleiche Ritual, auch zu nicht passenden Gelegenheiten, etwa bei einer Besprechung in größerem Kreis. Aber ich sollte ihr dieses Auftreten nicht übel nehmen. Ich zwinge mich zu einer „passenden“ Antwort, immer freundlich, wenn’s auch schwerfällt.

Auf dieser Pflegestation ebenerdig, mit einem umbauten, begrünten Innenhof, können sich die Bewohner ungestört und ohne Aufsicht bewegen. Es sind genügend Verweilplätze vorhanden. Oft gehen diese Menschen in Zweiergruppen, Hand in Hand oder die Arme gegenseitig eingehängt. Viel gesprochen wird nicht. Manchmal höre ich unbegreifliche Laute oder ein leichtes Stöhnen. Mehr auch nicht. In der großen „Wohnstube“ sitzen einige Bewohner und starren vor sich hin. Sie bemerken es, wenn jemand den Raum unerwartet betritt. Einige sind in sich versunken – in Gedanken? -, ich kann’s mir nicht erklären. Manche sitzen im Rollstuhl, unbeweglich. Andere wieder den Kopf auf dem Tisch, als ob sie schliefen. Sobald sich unsere Blicke treffen, entweder ein Lächeln oder auch ein grimmiges, fast abweisendes Gesicht. Sie wissen nichts mit mir anzufangen. Ich meine, jeden Tag unbekannter zu werden. Im Hintergrund leise Musik aus dem Radio. Das gespülte Geschirr aus der Heimküche wird aufgeräumt. Da entsteht etwas Lärm und Klappern. Niemand stört es. Eine Frau versucht mit einer Hand immer wieder ihren Latz zusammen zu falten. Mit flacher Hand streicht sie über den Stoff, sie will noch mehr „Wäsche“ in Ordnung bringen und „glatt bügeln“. Vielleicht war sie es von früher her zu Hause so gewohnt.

In einem anderen Wohnbereich ist eine über 85-jährige Dame, wohl beleibt. Sie hat zu wenig Bewegung und trinkt auch gerade das Nötigste. Äußerlich macht sie einen „klaren“ Eindruck. Aber sie ist verwirrt. Es kommt eine Verwandte zu Besuch, eine freudige Begrüssung, sogar mit Namen. Während des Weges in ihr eigenes Zimmer meint sie, „weißt Du, ich mache ja fast alles noch selbst, damit ich niemand zur Last falle“. Mir stockt fast der Atem. Kein Wort ist davon „wahr“. Die Pflegekräfte haben viel Mühe, dass sich die Frau morgens im Bad noch „einigermaßen“ selbst wäscht oder auch ankleidet. Die Cousine wirft mir einen Blick zu, sie hat es verstanden. Wir beide machen das „Spiel“ soweit mit. Im Zimmer angekommen, beginnen wir ein Gespäch.

Die Cousine war schon vor einiger Zeit zu Besuch da, wovon ich nichts wusste. Außer den herumliegenden, leeren Packpapieren auf dem Tisch, konnte ich nur erahnen, dass der Inhalt vom Besuch sein musste. Sie hatte eine neue Batterie für eine Uhr besorgt. Schnell installiert, jedoch die Uhr tickte nicht. Alle gekauften Armbanduhren (mit Batterie) versucht die Dame immer wieder aufzuziehen, sodaß schnell ein irreparabler Schaden entsteht. Es gibt halt keine Uhren „ohne Aufzieherchen“.

Auch hat der Besuch eine reparierte Hose mitgebracht. Ich machte auf die im Hause vorhandene Nähstube aufmerksam, die immer donnerstags mit ehrenamtlich Tätigen besetzt ist, um solche Arbeiten für die Bewohner zu erledigen. Meine zu Betreuende überspielt meine Äußerung „genial“. Sie weiß halt alles nicht mehr. Ihr Kurzzeitgedächtnis ist „verloren“ gegangen. Der Besuch fragt mich, nachdem auf dem Tisch viele alte Illustrierten liegen, ob denn die alte Dame noch Kreuzworträtsel mache. Ich antwortete: natürlich, jedes. Nach über fünfjährigem Heimaufenthalt hat meine Seniorin keinen einzigen Buchstaben in ein Rätsel geschrieben. Auf meine Frage, was es denn heute zum Mittagessen gegeben hätte, druckste die alte Dame herum und meinte, daran könne sie sich jetzt tatsächlich nicht mehr erinnern………

Ich verabschiedete mich beim Besuch und meiner zu Betreuenden, mit den besten Wünschen bis zum nächsten Mal.

So komme ich „fast“ täglich ins Pflegeheim und meine alte Dame äußert anderen Leuten gegenüber immer wieder: „Der kümmert sich nicht um mich und kommt fast nie“! Ich schlucke es runter, weil ich weiss, um welche(n) Menschen es sich handelt.

Fazit: Betreuer sind für solche „Aufgaben bestellt“, ganz gleich „wer sie sind“.

Irgendwo steht, es sei jedes Bürgers Pflicht 1 Ehrenamt zu übernehmen. Ob das wohl noch stimmt?

(F.W. – ehrenamtlicher Betreuer, seit 1996)

10.12.2003

Senioren-Hilfe war dabei und wünscht ein

FROHES FEST

Exakt 26,20 Meter über dem Ludwigsburger Marktplatz

– Besteigung des Südturms der Stadtkirche –

Die evangelische Pfarrerin Frau S. Sander übernahm die Führung durch das Kirchengebäude zum neu gerichteten Chorraum und die Turmbesteigung.

Blick vom Südturm der Evang. Stadtkirche Ludwigsburg auf den Weihnachtsmarkt (oben linke Hälfte: Barockschloß Ludwigsburg)

Die Stadtkirche wurde von 1718-1726 von dem italienischen Baumeister Frisoni an einem der schönsten Marktplätzen Deutschlands erbaut. Es war von Anfang an eine Barockkirche, wobei die Stadtgründer darauf allerdings keinen allzu großen Wert legten. Nach der Fertigstellung zollten sie jedoch ihren „Respekt“. Also noch eine relativ „junge“ Kirche. Zumal von 1733 bis 1926 oben auf der Plattform – eben in dieser genannten Höhe – eine winzige Turmwächterunterkunft noch heute erkennbar ist. Besonders die kleine Küche mit der teilweise erhaltenen Esse. Es war sicherlich damals eine beschwerliche Zeit. Der Nordturm ist schwerer zugänglich, da dort die Glocken angebracht sind.

Der gewählte Anlaß zur Besteigung war der Ludwigsburger Barock Weihnachtsmarkt. Von oben betrachtet wie Spielzeug, zum Greifen nahe das Schloß und die in der Dunkelheit noch erkennbare Umgebung. Ein einzigartiges Erlebnis: klares, etwas kühles Wetter, windstill, im Dunst der Mond und Lichterglitzer auf dem Markt.

Frau Pfarrerin Sander wusste viel historisch Belegtes und auch nicht nachweisbares. Auf- und Abstieg durch die engen Treppen mit Handseilen und abgegriffenen Holztreppenläufen (im Original) lenkten die Blicke ins 18. Jahrhundert zurück. Übrigens: Von der Plattform bis zur Turmspitze sind es immer noch etwas über 20 Meter. Es war ein lohnenswerter Augenblick in der Vorweihnachtszeit.

09.12.2003

Senioren-Hilfe war dabei

Beim “Kaffeeklatsch“ mit dem Bürgerverein der Unteren Stadt1893 e.V. im Hans Klenk–Haus Ludwigsburg, November 2003

– Ein Beispiel zur Nachbarschaftspflege –

Mit dem Besuch des Bürgervereins der Unteren Stadt im AWO-Pflegezentrum Hans Klenk – Haus, Talstrasse 22-24 in Ludwigsburg, haben sich – wie es der Zufall will – zwei alte Nachbarinnen getroffen. Als hätte es so sein müssen. Schon allein mit dieser Tatsache ist der Verein wieder einmal seiner sozialen Aufgabe gerecht geworden.

War das eine Freude, sich wieder zu sehen! Frau Luise B., eine hochbetagte Heimbewohnerin mit nahezu 94 Jahren. Sie wohnte früher in der Abelstrasse. Mit viel Erlebtem und Erlittenem auf dem Buckel. Aber immer noch ein lustiges Wort auf den Lippen, wenn sie auch auf den Rollstuhl angewiesen ist. Einfach eine Ur schwäbin, gebürtig aus Erligheim. Ihre Angehörigen kommen fast täglich ins Pflegeheim.

Besucherin und Vereinsmitglied, Frau Ruth R., aus der nahen Bauhofstrasse, „wesentlich jünger“, hat wohl auch gesundheitliche Probleme, trotzdem spricht sie offen aus, was sie denkt, mit einem schlagfertigen und verschmitzten Lächeln. Sie wohnt noch zu Hause. Auch dort kümmert sich die Familie um sie. Zwei Frauen, mit denen man sich gut unterhalten – und auch zuhören – kann. Es kommt keine Langeweile auf, fast keine Atempause, so viel haben sich die Beiden zu erzählen, “das waren halt früher noch Zeiten!“ Kaffee trinken und Kuchen essen werden beinahe zur Nebensache. Es sei ihnen vergönnt, dass sie sich nächstes Jahr wieder im Seniorenheim begegnen. Vielleicht auch schon früher?