Hierzulande wollen Pflege-Einrichtungen und Seniorenheime neue
Wege beschreiten. Ein etwas überraschender Vorgang. Hat man er-
kannt, was uns die „Alten“ wert sein sollen? Für wie viel „Geld“
Leistungen erbracht werden = Pflege u.a.

Eine Umfrage bei Heimbewohnerinnen und Heimbewohnern wird
gestartet, falls die alten Menschen keine Antwort mehr geben
können, werden Angehörige und Betreuer bemüht, um näheres zu
erfahren. Denn: Es wird nach „Wünschen“ und „Bedürfnissen“ er-
kundet, eine mir bis jetzt völlig „fremde“ Vorgehensweise in der
(ehrenamtlichen) Seniorenarbeit. Sinn und Zweck dieses Vorhabens
wird wohl die überall anlaufende Zertifizierung/Qualifizierung der
einzelnen Wirtschaftsunternehmen sein. Eine Menge Kosten fallen
bei diesen mühevoll zu bewältigenden Aufgaben an. Es werden für
alle Mitarbeiter Handbücher erstellt, damit später jeder „Handgriff“
sitzt, samt der aufwändigen Pflegedokumentation bis zum Reini-
gungs-Personal.

Nach Erhalt dieses Qualitätssiegels „könnte“ jeder Betrieb „reibungs-
los“ ablaufen. Für jeden transparent und erkennbar, welche
Leistungen erbracht werden können. Denn auch die „Pflege“ ist ir-
gendwo „begrenzt“ machbar, wir wissen es.

Nun, liebe Seniorinnen und Senioren äußert einmal Eure besonderen
„Wünsche“, Ihr bezahlt ja auch eine Menge dafür, ob vom eigenen
Vermögen oder aus Staatsgeldern! Eine solche Chance gibt es nicht
alle Tage.

Prüfungen und Änderungen werden in festgelegten Zeitabständen
durch geschulte Auditoren vorgenommen. (In unserer Wirtschaft be-
reits längst üblich).

Meine Antwort: Mehr als pflegen, können und brauchen Sie nicht,
liebe examinierte Fachkräfte! Unsere Betagten erwarten auch gar
nicht mehr, als eine vernünftige und perfekte Pflege, eine ausgewo-
gene Pflegestufe, eine gute Verpflegung, einen prima Hausarzt, einen
beweglichen sozialen betreuenden Dienst, einige ehrenamtliche Hel-
fer. Das wäre der ideale Heimalltag. Das „Menschliche“ müsste dane-
ben fast selbstverständlich sein.

Nur – wieviel hätten Sie denn gerne davon?

FW – 29.07.2003

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Aus der Sicht einer betroffenen Person – 09.05.2006

Diese Frage werden sich – soweit sie es noch können – viele unserer Seniorinnen und Senioren irgendwann stellen (müssen). Wohl eine der schwierigsten Entscheidungen in ihrem Leben. Überwiegend sind es Frauen, aber auch Männer sehen sich dieser Frage ausgesetzt. Das häusliche Umfeld, die jahrzehntelange gewohnte Umgebung einfach so verlassen? Aufgebaute Freundschaften, angenehme Nachbarschaften sollen nicht mehr „dazu“ gehören? Ganz abgesehen von den Verwandten und Angehörigen, die sich mal mehr, mal weniger um einen kümmern. Letztlich kommt es auf den eigenen Standpunkt an. Unabhängig vom gesundheitlichen und finanziellen Umstand. Alles in allem also – eine überaus schwierige und schwerwiegende Entscheidung. Nur die oder der Betroffene kann diesen Schritt selbst wagen. Habe ich meinen Entschluss richtig gefasst und das richtige Heim ausgewählt? Viele unserer Mitmenschen sind auf die Meinungen ihrer direkten Angehörigen angewiesen, sofern welche vorhanden sind. Reichen meine Rente oder Pension aus, um all die anfallenden Kosten zu begleichen. Muss ich auf mein mühsam Erspartes zurückgreifen? Meine Wohnung muss ich wohl aufgeben? Muss ich meine Eigentumswohnung oder mein Häuschen verkaufen? Was muss sonst noch alles geregelt werden?
Zu allen diesen Fragen weiss ich im Augenblick keine Antwort.

In den meisten „Fällen“ sind hilfreiche Angehörige, Freunde und Bekannte verfügbar.

Die Zeit vergeht……und kurz danach bin ich in diesem Alten-und Pflegeheim. Wenige meiner Habseligkeiten finde ich in „meinem Zimmer“ wieder. Alle haben sich bemüht, mir meinen Heimaufenthalt so angenehm wie möglich zu machen. Ich bin mittendrin im Heimalltag. In einer für mich recht fremden Umgebung.

Unterschrieben habe ich einiges, aber was alles? Da komme ich mit meinen Gedanken nicht mehr nach. Im Vertrauen auf meine Angehörigen, „verlasse“ ich mich auf deren Entscheidung.

Weg von den eigenen vier Wänden, vom Haushalt, vom Garten. Ich „soll“ mich um nichts mehr selbst kümmern müssen, wurde mir gesagt. So rasch kann keine Trennung sein!

Im Heim die vielen fremden Menschen um mich herum. Auch sehr Kranke und Behinderte – körperlich, wie auch geistig. Und das soll nun mein letzter Aufenthaltsort in meinem Leben sein? Für mich noch unvorstellbar.

Mit meinen eigenen Gedanken bin ich noch nicht hier – in diesem Heim.

„Meistere“ ich das alles, was so auf mich zukommt?

Plötzlich treten meine eigene Gesundheit völlig in den Hintergrund.

Das gibt es Pflegeschwestern, Helferinnen und Helfer. Ehrenamtliche Personen
bemühen sich uns mich, um uns alle. Das fällt mir auf.

Bisher habe ich zu Hause alles noch selbst gemacht, und hier werde ich „bedient“. Ich merke langsam, dass ich doch nicht mehr „alles“ selbst machen kann. Es tut mir sichtlich gut. Ja, ich geniesse es!

Alle meine Bedenken sind wie weggeblasen.

Meine Entscheidung war doch die richtige.

Wenn auch die Eingewöhnung eine gewisse Zeit dauert. Meine Angehörigen und Freunde besuchen mich öfters. Ich empfinde ein angenehmes Gefühl dabei.

Sogar mein Hausarzt schaut ab und zu vorbei. Auf den halte ich sehr viel.
Es ist fast wie daheim.

Die vielen Anderen und ich lassen es uns einfach gut gehen.

Hier gibt es einen Sozialen Dienst, der bietet jeden Tag ein abwechslungsreiches Programm. Für jeden etwas. Bei gutem Wetter können wir auch zu einem kleinen Spaziergang hinaus in den Garten.

Wenn ich allein sein will, ziehe ich mich in meine „vier Wände“ zurück.

Eigentlich bin ich allen dankbar, dass sie mich zu diesem „Schritt ins Heim“ bewegen konnten.

W i r  sind alle gut aufgehoben.

Den großen Idealismus und die Einsatzbereitschaft des Personals habe ich inzwischen schätzen gelernt. Das Heim bietet eine angenehme und offene Atmosphäre. Wie überall – auch hier kann nicht jeden Tag die Sonne scheinen.

Meine anfängliche Furcht und Skepsis haben sich gewandelt.
Ich bin dankbar dafür.

Hoffentlich geht es den Anderen auch so.

Im Alter nehmen die einst gewohnten Ansprüche ab.

09.02.2003

Heitere Momente

„Das verflixte Korsett“; mit Haken und Ösen – Wenn Männer beim Kauf etwas damit zu tun haben

Viele Männer und Frauen geraten im Alter oft etwas aus der Figur.

Bei einer betagten Dame, eitel und immer gut gekleidet, war mal wieder ein neues Mieder fällig. In der Bewegung ein wenig eingeschränkt, übernahm – wie so oft auch in anderen Dingen – ihr männlicher Betreuer die Beschaffung des figurbetonenden Wäschestücks.

Vor zwei Jahren hat man in weiser Voraussicht im Haus der „Wäscheträume“ auf einer Kundenkarte alle aktuellen Maße und Größen eingetragen. Damit war ein Nachkauf gesichert. Man bat die nette Verkäuferin doch das neue Stück in 1-2 Nummern größer mitzugeben. Diese Teile sind ja auch nicht gerade billig. „Nehmen Sie dieses hier, eine etwas weichere und gut dehnbare Ausführung“, meinte die Dame hinter dem Ladentisch, auch die „Körbchen“ sind wohl geformt. Den richtigen Namen dafür habe ich vergessen.

Einen Tag später im Pflegeheim meinte die diensthabende Schwester, und hielt sich das Korsett demonstrativ vor ihren eigenen, relativ schlanken Körper, schauen Sie: nicht mal mir würde es passen, geschweige denn unserer doch etwas „vollschlanken“ alten Dame. Wir konnten uns beide ein Grinsen nicht verkneifen.

Also zurück zum Umtausch. „Was, sagte wieder die freundliche Verkäuferin, es passt nicht, ja, was machen wir denn?“ Sie holte Rat bei einer Kollegin, die meinte, „nimm doch das da hinten im Regal liegende kräftigere Stück, das ist größer und passt bestimmt“. Je größer, je teurer, habe ich auch nicht gewusst. Und es kam der Hinweis: jetzt gibt es nur noch 1 Nummer größer, aber die müssen wir bestellen und ist auch wieder teurer! Wissen Sie, die Produktion bei der Miederindustrie ist rückläufig.

Ja warum denn? Es gibt doch immer mehr ältere Menschen, und besonders Frauen. Tragen diese Damen alle kein Korsett mehr oder können sie es sich nicht leisten? Alles nicht mehr in Mode?

Es war ein neuer Versuch im Heim mit dem Anprobieren. Die Geschichte ist noch nicht zu Ende,……ob es diesmal passt? Interessieren würde noch, was wohl die hilfsbereite Schwester für diesen „pflegerischen Mehraufwand“ in die Patientenkartei schreibt? Spaß beseite! Denn es dürfte schon ein gewisser „Kraftakt“ sein, das neue Korsett zur guten Körperform bei der alten Dame anzuziehen.

Wenn eine Frau diese Story erlebt hätte, „man“ hätte darüber kein einziges Wort verloren.