SONNTAG AKTUELL Stuttgart/Leserbrief
16.03.2003
SONNTAG AKTUELL Stuttgart/Leserbrief
Beitrag/Magazin Nr. 11, Seite 18 vom 16. März 2003 „Schade, dass man Glück nicht einkochen kann“ von Susanne Stiefel
„Es ist schrecklich, alt zu werden“
„Das Alter besteht aus vielen kleinen Abschieden“
„Das Gefängnis des Alters“
Die betagte Schriftstellerin Isabella Nadolny, eine rühmliche Ausnahme und in dem „gesunden Alter“ in der Minderheit. So „unsentimental, schonungslos und mit einer gehörigen Portion Spott“ finde ich die Äußerungen dieser alten Dame nicht. Wenn auch Angst und Gespenster mit im Spiel sind, hat sie durchaus Ansichten jüngerer Senioren. Was erwartet einen wohl in dem Buch: „Generation Plus. Von der Lüge, dass Altwerden Spaß macht“.
Der fast tägliche Umgang mit alten und kranken Menschen, die teilweise weit älter sind, lässt die burschikose Lebensart von Frau Nadolny nur erahnen. Die Mehrzahl der Senioren über 80 Lebensjahren haben oft, bedingt durch ihr gelebtes Leben, mit ihren Schicksalen, meist nicht mehr den Bezug zum Alltäglichen. Sie sind verwirrt und von anderen Krankheiten gekennzeichnet. Am Tagesgeschehen nehmen wenige teil. „Man“ muß sie aus ihrer eigenen, gewünschten Isolation herausholen, gleich ob im häuslichen Umfeld oder in einem Pflegeheim. Und das tut ihnen gut. Viele blühen dabei auf und lange Vergessenes kommt wieder zutage. Nur, man muss es tun! Bis dahin hat Isabella Nadolny aber noch eine „gute“ Zeit vor sich. Auch wenn sie nach der Frage: „Ob es etwas Schönes gibt im Alter“, antwortet, „da fällt mir nichts ein“. Der „knitze“ Blick lässt eine starke, fast harte, aber gutmütige Persönlichkeit erkennen, vom Alter real dargestellt, aber noch eitel genug, um das „Liften“ abzulehnen.
Warum will es keiner wahrhaben? Das Tabuthema Alter?
Für viele Andere und mich nicht (mehr).